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Inklusion und Vielfalt mit Erasmus+ Schule

Schulbildung

Erasmus+ soll ab 2021 mehr Jugendlichen und Kindern in Deutschland den europäischen Austausch ermöglichen. Insbesondere für Schülerinnen und Schüler, die benachteiligt sind, möchte das Programm Wege nach Europa öffnen.

„Ohne Erasmus+ hätten unsere Schülerinnen und Schüler Europa nicht kennengelernt. Ohne die Förderung der Europäischen Union wäre das nicht möglich gewesen“, stellt Annette Schotte, die Schulleiterin der Förderschule J. H. Pestalozzi in Schönebeck fest. Obwohl die Jugendlichen, die ihre Schule besuchen, im Alltag Unterstützung beim Lernen benötigen, brachten sie sich aktiv in den europäischen Austausch ein. Bei Treffen an den Partnerschulen in Spanien, Italien und der Türkei lernten sie nicht nur Gleichaltrige kennen, sondern besuchten auch verschiedene Unternehmen und erhielten so Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt. Das europäische Projekt aus Sachsen-Anhalt ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie auch benachteiligte Jugendliche von Erasmus+ profitieren können.

Inklusion, Diversität und Chancengleichheit sind seit 2021 im neuen EU-Programm inhaltliche Prioritäten. Um Schulen und andere Bildungseinrichtungen dabei zu unterstützen, Austausch möglichst inklusiv und divers zu gestalten, sind deshalb auch zusätzliche Fördermöglichkeiten vorgesehen. Die von der EU-Kommission veröffentlichte Inklusionsstrategie gibt dazu detailliert Auskunft.

Während in Deutschland mit „Inklusion“ oft nur das gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne diagnostizierten Förderbedarf gemeint ist, bedeutet das Konzept im internationalen Verständnis mehr als das: Es geht um Teilhabe an der Gesellschaft und Chancengerechtigkeit im Hinblick auf alle möglichen Ursachen von Benachteiligungen. In der Inklusionsstrategie werden verschiedene Aspekte genannt:

Behinderungen und gesundheitliche Probleme

Personen, die aufgrund einer körperlichen oder geistigen Behinderung nur erschwerten Zugang zu europäischem Austausch haben, sollen mit Erasmus+ verstärkt gefördert werden. Auch  Personen, die unter schweren oder chronischen Krankheiten leiden, sollen nicht von der Teilnahme ausgeschlossen sein. Hier können auch hybride oder digitale Austauschprojekte sinnvoll sein um Menschen, die keine längeren Reisen unternehmen können, trotzdem den Kontakt mit anderen Europäerinnen und Europäern zu ermöglichen. Ein schönes Beispiel dafür ist die "Schule am Pappelhof" in Berlin, die es Schülerinnen und Schülern über die europäische Onlineplattform eTwinning ermöglichte, ein Bienenprojekt mit Partnern in Belgien, Frankreich und Polen durchzuführen.

Hürden innerhalb des Schul- und Ausbildungssystems

Frühen Schulabbruch zu vermeiden und Jugendlichen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern - das sind Ziele, die das Erasmus+ Programm schon länger verfolgt. Gerade für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler ist der Zugang zu europäischem Austausch häufig erschwert. Diese Hürden sollen im Programm ebenso abgebaut werden wie organisatorische Probleme dabei, Auslandsbegegnungen in den Schul- oder Berufssalltag zu integrieren.

Soziale und ökonomische Benachteiligung

Schülerinnen und Schüler können auch aufgrund ihrer Lebenssituation Benachteiligungen erfahren, die ihre Teilnahme an europäischem Austausch erschweren. Dies betrifft beispielsweise Jugendliche, deren Eltern über ein geringes Einkommen verfügen oder alleinerziehend sind. Auch für Schülerinnen und Schüler aus Nichtakademikerhaushalten ist es oft schwieriger, beispielsweise an einem Schüleraustausch teilzunehmen.

Kulturelle Unterschiede: Bereicherung und Barriere

Nicht nur Begegnungen im Rahmen des Erasmus+ Programms sind interkulturell und bringen Menschen verschiedener Kulturen zusammen – auch die einzelnen Gesellschaften in Europa sind zunehmend heterogener. Für Angehörige von ethnischen Minderheiten, geflüchtete Personen oder Menschen mit Migrationshintergrund kann es jedoch schwierig sein, an Austauschprojekten teilzunehmen. Auch Unsicherheit in Bezug auf die eigenen Fremdsprachenkenntnisse und Berührungsängste im Umgang mit anderen Kulturen können Hindernisse darstellen, beispielsweise für die Teilnahme an einem Schüleraustausch. Erasmus+ zielt hier darauf ab, generell ein positiveres Verständnis von Diversität innerhalb der EU zu fördern. Wie dies schon jetzt im Rahmen von Schulaustausch möglich ist, zeigt das YouTube-Video zum Projekt „The European ABC – Awareness of Borders to Cross“, an dem Schülerinnen und Schüler mit und ohne Fluchterfahrungen teilgenommen haben.


Auf der europäischen Onlinetagung “Pupil mobility in Europe – making inclusion a reality” des Pädagogischen Austauschdienstes am 11. und 12. Mai 2021 diskutierten Lehrkräfte und Bildungsfachleute, wie das Programm Erasmus+ für Schülerinnen und Schüler in der Praxis inklusiver werden kann. Die Dokumentation zur Veranstaltung ist hier online verfügbar.

Alle Informationen zum Programm Erasmus+ für den Bereich Schulbereich finden Sie hier im Überblick.

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